Matrix Reverse [D]

[Dieterre] lebt in den Ruinen des Realen. Die Ressourcen sind rar geworden und die Menschheit hat ihre Herrschaft verloren.

[SCORE + ] Neugierig

[SCORE – ] Angst, Mann

Da lag er also auf seinem Bett. Irgendwie erschöpft von den Anforderungen des Tages. Während die neuesten Nachrichten zum Fortschreiten von Krieg und Energiekrise aus dem Radio nebenan an sein Ohr drangen, versuchte er sich auf die beiden Bilder an der Wand gegenüber zu konzentrieren. Vor langer Zeit hatte seine Mutter sie gemalt, im Rahmen eines Volkshochschulkurses für Freilichtmalerei. Und er versuchte sich vorzustellen, wie sie da gesessen haben musste, vielleicht mit anderen zusammen, mitten im Sommer an diesem Feldweg mit Blick auf die kleine Allee, die in die eine Richtung führte und mit der Perspektive auf ein allein stehendes Bauernhaus auf der anderen Seite. Er konnte plötzlich das Gras riechen und hörte das Summen der Insekten. Gut, vielleicht war alles ein bisschen zu grün und überhaupt, das war ja nur Kunst, oder? Diese sommerliche Welt schien ihm in jedem Fall weit entfernt, nicht nur weit in der Vergangenheit gelegen, sondern auch heute kaum noch zugänglich, zumindest nicht für ihn, der in der Hauptstadt der Union lebte, mit all den Bewegungseinschränkungen und strengen Auflagen beim Reisen. Am Wochenende die Stadtgrenze hinter sich zu lassen erforderte einigen Aufwand. Deshalb hatte er sich angewöhnt, stattdessen die neueste Oculus Quest aufzusetzen, ein Adventure Game auszuwählen und so wenigstens stundenweise seinen Alltag zu vergessen.

GAME OVER

D. kam immer wieder auf diese Bilder zurück, die in einer unwirklichen Zeit und einem unwirklichen Raum eingefroren waren und aus der Vergangenheit auftauchten. Und doch… Sie ließen ihn sich vorstellen, wie es vor der Katastrophe gewesen sein könnte, vor dieser virtuellen Metawelt, die Seine Wirklichkeit geworden war. Vor allem aber ließen sie ihn nach dem Realen suchen, das außerhalb der App existierte und das er lernte zu sehen, zu spüren und in jedem Stückchen, das ihn umgab, zu entdecken. Auf diese Weise leistete er Widerstand gegen die andere Realität, die Metawelt, in der er lebte.

„Das wirkliche Universum ist immer einen Schritt jenseits der Logik“ Dune 2

„La transgression correspond au franchissement d’une limite au-delà de laquelle s’étend une marge de liberté“

B. Westphal Géocritique, p. 81.

Den Jahreswechsel hatte er einsam verbracht. Zwar hatte er in den Wochen davor wiederholt versucht über die einschlägigen Plattformen ganz reale Frauen zu daten, aber meist waren diese Annäherungen sehr enttäuschend verlaufen, wenn überhaupt eine echte Verabredung zustande kam. Davon abgesehen, dass zwischen den Abbildungen online und der vorgeführten Person meistens ein großer Unterschied klaffte, wirkten selbst die jüngeren Frauen bereits erschreckend desolat und psychisch instabil.

La clef

DieTerre ne ressentait aucune émotion dans ce monde contraint et décomposé dans lequel il devait vivre. Toute action devenait un poids, même s’il aurait bien voulu contribuer à faire avancer son présent et celui des autres dans la bonne direction. Mais il lui manquait pour cela de l’espoir et de la motivation. Il se sentait vieux et apathique sans qualités sans voix. Autour de lui… de l’énergie vide de sens, des morceaux de quelque chose de révolu, interdictions, contrôles, divisions, hantises, peurs. En de multiples et infimes déclinaisons quotidiennes.

Le monde, ce monde-là, avait pourtant vécu. Il avait même rêvé d’un meilleur, d’une harmonie, d’un bien-être. De ce fameux « bien-être social » qui correspondait dans certains pays, autrefois, au chômage et qui avait depuis bien longtemps disparu des radars.

Der Schlüssel

DieTerre empfand keine Gefühle in dieser eingeschränkten und zerfallenen Welt, in der er leben musste. Jede Handlung wurde zu einer Last, auch wenn er gerne dazu beigetragen hätte, seine Gegenwart und die der anderen in die richtige Richtung zu lenken. Doch dazu fehlte es ihm an Hoffnung und Motivation. Er fühlte sich alt und apathisch ohne Eigenschaften, ohne Stimme. Um ihn herum … sinnentleerte Energie, Teile von etwas Vergangenem, Verbote, Kontrollen, Spaltungen, Heimsuchungen, Ängste. In vielen, winzigen, alltäglichen Variationen.

Die Welt, diese Welt, hatte dennoch gelebt. Sie hatte sogar von einem Besseren geträumt, von Harmonie, von Wohlstand. Von dem berühmten „sozialen Wohlstand“, der in manchen Ländern früher mit Arbeitslosigkeit gleichgesetzt wurde und der schon lange vom Radar verschwunden war. In Wirklichkeit tat jeder, was er konnte, um die Radarfallen zu umgehen. Es genügte, nicht gesehen zu werden oder vielmehr innerhalb gewisser Grenzen zu bleiben, die für den Nachbarn angemessen waren, denn auch er hatte seine kleinen Abweichungen. Und man musste die Augen schließen, damit der andere auch die Augen schließen konnte. Früher nannte man das Toleranz. – Ein schönes Wort, das leider seine Substanz verloren hat. Jetzt war es schlicht und einfach Feigheit.

En réalité, chacun faisait comme il pouvait pour contourner les radars. Il suffisait de ne pas se faire voir ou plutôt de rester dans certaines limites convenables pour le voisin, car lui aussi avait ses petits écarts. Et de fermer les yeux pour que l’autre, lui aussi, ferme les yeux. On appelait cela autrefois de la tolérance. 
Joli mot qui avait malheureusement perdu sa substance. Maintenant, c’était tout bonnement de la lâcheté.

De la survie?

Bon, Qui sait! 

Pourtant, selon les circonstances, des masques tombaient. 

Fut un temps, plus lointain encore, cette stratégie avait même eu ses heures de gloire politique dans la course aux armements. Elle avait assisté la mise en place de mémorandums, voir d’une politique internationale et de ses instances de régulation. Mais comme tout ce qui émane de l’humanité, tout cela avait été perverti par le pouvoir, la domination de quelques-uns sur la masse. Pour finalement aboutir à la Catastrophe, puis à ce monde-ci, dans lequel il vivait avec une poignée d’autres humains. 

Il savait tout ça presque inconsciemment, mais il ne savait pas encore l’exprimer. Il vivait dans un énorme puzzle désarticulé. Chaque pièce était un mot, une idée, mais elle ne collait avec aucune autre. C’était le résultat de décennies d’abrutissement, de perte du langage et de la pensée articulés. Plus d’histoire, plus de passé, un présent perpétuel, longtemps synonyme de bien-être et maintenant synonyme de manque de signification. Pourtant l’image prophétique du puzzle était devant ses yeux, par l’entremise de ces deux tableaux, vers lesquels il revenait toujours. C’était le seul endroit, où ses crises d’angoisse s’arrêtaient, où il trouvait une paix intérieure, qui lui faisait deviner qu’il y avait bien quelque chose d’autre que ce monde-ci. D’autres mondes, d’autres êtres, dans d’autres temps. 

Là était la clé, le sas.

Pour ouvrir la porte, il lui fallait passer de plus en plus de temps devant ces paysages afin de laisser, en état de méditation, les images et les souvenirs revenir à la surface.